Offene Briefe und ihre Nachwehen

Am Karfreitag hatten die Jungen Piraten auf ihrer Homepage einen offenen Brief veröffentlicht, der es bis in die Tagesschau gebracht hat. Unabhängig von dem Medienrummel den sie damit verursacht haben, muss das Thema des Briefes ernst genommen und behandelt werden.
Mit dem Brief wollten die Jungen Piraten auf sexuelle Diskriminierung und Abwertung durch Parteimitglieder aufmerksam machen. Am Mittwoch dem 11.4.12 fand deswegen eine Diskussionsrunde im Mumble statt, die sich bis nachts um 1 Uhr hingezogen hat. Ich möchte hier die für mich wichtigsten Punkte zusammenfassen.

Der Kegelklub hat im Februar die Ergebnisse seiner Genderumfrage veröffentlicht. Darin stellten sie fest, dass Frauen mehr sexistische Kommentare in der Piratenpartei wahrnehmen (49%) als Männer (41%). Frauen haben häufiger als Männer den Eindruck, dass das Typische Verhalten auf  solche Äußerungen keine Reaktion, Schweigen oder ein witziger Kommentar ist (42% Frauen, 24% Männer). Und Frauen werden stärker durch die Diskussionskultur und die Umgangsformen innerhalb der Partei demotiviert als Männer. Andererseits fühlen sich Frauen in der Piratenpartei mehr gleichberechtigt (63%) als im Rest der Gesellschaft (26%).

Sexistische oder abwertende Kommentare müssen dabei nicht immer so offensichtlich sein wie die Beispiele in dem offenen Brief. Was als abwertende Formulierung wahrgenommen wird, liegt im emotionalen Empfinden des Empfängers. Nicht immer machen die Betroffenen darauf aufmerksam, dass sie gerade verletzt wurden. Oft ist es Aufgabe der Umstehenden, darauf aufmerksam zu machen, dass abwertende oder ausgrenzende Kommentare bei uns keinen Platz haben. Es reicht nicht ein Diskriminierungsverbot in der Satzung festzuschreiben, es ist auch nötig dafür täglich einzustehen. Hätte jeder das Gefühl, dass Ausgrenzung unerwünscht ist, wäre es vermutlich nie zu einem solchen Brief gekommen.

Vollkommen geschlechtsunabhängig ist die Diskussionskultur auf unseren Onlinemedien der stärkste Grund für Demotivation für alle Piraten und Interessierte. Und hier ist in Zukunft eine stärkere Sensibilität notwendig, wie wir miteinander umgehen. Die von uns gewählten Medien wie E-Mailverteiler und Foren neigen dazu, dass Menschen sehr schnell emotional reagieren. So entsteht schnell aus einfacher Kritik ein Flamewar, in dem sich die Beteiligten gegenseitig persönlich angreifen.  E-Mailverteiler, Foren und Twitter verlangen von ihren Benutzern ein hohes Maß an Disziplin und Medienkompetenz, um nicht in diese Falle zu laufen.

Was können wir in Zukunft anders machen?
Leider können wir nicht andere Personen verändern, wir können nur unser eigenes Verhalten ändern. Als ersten Schritt bitte ich alle Piraten auf dieses Thema sensibel zu achten und bei unpassenden Äußerungen an die betreffende Person ein klares und direktes Feedback zu geben. Denn Beleidigungen werden nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt. Alternativ kann man andere Piraten ansprechen, wenn man sich nicht traut, damit man bei der losbrechenden Diskussion nicht allein ist. Es ist auch möglich Mediatoren als niedrigschwellige Vertrauenspersonen benennen. Langfristig können wir nur ein Umfeld schaffen in dem bestimmte Entwicklungen angeregt werden.

Im zweite Teil der Diskussion stand die Vorgehensweise der Jungen Piraten im Mittelpunkt. Die für den Brief verantwortlichen Jungen Piraten versuchten, auch unterstützt durch den Bundesvorstand, darzulegen, dass sie mit dem Brief in erster Linie Piraten für das Thema sensibilisieren wollten. Das die Presse diesen Brief sofort aufgreift und in den Top Schlagzeilen negativ verwenden würde, wurde von ihnen nicht bedacht. Innerhalb der Diskussion wurden die Jungen Piraten gebeten, in Zukunft Kritik zuerst an die Betroffenen zu richten. Dabei besteht auch die Möglichkeit über den Vorstand eine E-Mail an alle Mitglieder der Piratenpartei zu schreiben

Quellen:
http://www.junge-piraten.de/2012/04/06/offener-brief-der-jungen-piraten-an-die-piratenpartei/

http://kegelklub.net/blog/allgemein/die-ergebnisse-der-genderumfrage-durch-den-kegelklub/

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